wildezeiten

Über die neue Umverteilung

Archiv für den Monat “Juli, 2012”

Die Tribute von Panem – The Hunger Games


Die Science-Fiction Trilogie von Suzanne Collins, wie Harry Potter offiziell für Jugendliche geschrieben, sollte man vielleicht den Erwachsenen um die Ohren schlagen zu lesen geben. Es ist eine verstörende,unendlich grausame Geschichte, die alle Ängste um die Zukunft der heutigen Kinder auf den Punkt bringt.

Verarmte Massen auf der einen Seite, verteilt in verschiedenen Wirtschaftsdistrikte, dekadente, unendlich egoistische Eliten und ihre Helfershelfer auf der anderen Seite, die im „Kapitol“ vom Blut, Schweiß und Tränen ihrer Sklaven leben. Jedes Jahr müssen die Sklaven einige ihrer Kinder zur Unterhaltung und Machtfestigung des Kapitols den sogenannten „Hunger Games“ opfern.
In den Hunger Games, eine Art Gladiatorenspiele 2.0, ist jedes Kind des anderen Wolf, bis höchstens ein Kind, auch „Sieger“ genannt, überlebt. Nur ein Kind, die siebzehnjährige Katniss, die erwachsener ist als ihre eigene Mutter, wehrt sich gegen dieses Rom der Zukunft und wird Gallionsfigur einer Rebellion.

Es lohnt ich, die Trilogie zuendezulesen, ganz gleich wie sehr sich einem der Magen umdreht. Es lohnt sich, weil  die  Frage nach der Berechtigung von Gewalt gegen Gewalt gestellt wird.

Wer glaubte, Harry Potter sei düster, wird eines besseren belehrt. Auch bei Harry Potter wird Krieg und Gewalt nicht glorifiziert – eine wichtige Botschaft für Kinder: Man verliert seine Freunde, seine Haustiere und nichts bleibt beim alten. Doch bei J.K. Rowling sind die Guten und die Bösen noch eindeutig zu unterscheiden, zumindest am Ende. Collins hingegen wirft die Frage auf, wieweit der Zweck die Mittel heilt.

Manche Kritiker in Deutschland beschwerten sich über die Gewalt, die man den Kindern und Jugendlichen im Roman zumutet, so als wäre die Welt, die wir ihnen hinterlassen, keine Zumutung. Als Erwachsener würde ich eher in den Spiegel schauen und mich fragen, warum ich an einer Welt mitgewirkt habe, in der Vampirgeschichten und Opferspiele eine solche Faszination auf Kinder ausüben.

Anders as in gewaltverherrlichender Literatur ist Empathie die Stärkste „Waffe“ der beiden „Helden“.

Die Tribute von Panem, oder The Hunger Games, von Suzanne Collins.

Versteckte Inflation


Kurz nach Einführung des Euro beschwerten sich viele Menschen darüber, dass sich Preise für alltägliche Waren praktisch über Nacht verdoppelten. Es schien, als habe man in Supermärkten und Restaurants das DM einfach durch EUR ersetzt. Die Statisitk sang ein anders Lied – alles war super. Das war im Jahre 2000.

Heute habe ich in manchen Ländern den Eindruck, dass sich der Preis des mythischen Warenkorbes zwar gehalten hat, aber der Korb selbst geschrumpft ist. Die Portionen werden einfach kleiner, ist zumindest mein Eindruck. Offenbar bin ich nicht alleine.

Das für Deutschland ist die Situation eher entspannt, zumindest laut Statist. Bundesamt.

Wie ist Ihre Erfahrung?

Deutsches Olympiateam in Babyfarben


Als bekennender Sportmuffel hatte ich nicht geplant, mir die Eröffnungszeremonie in London anzusehen. Es war die Nachricht, dass Rowan Atkinson mit dabei war, die mich schließlich doch dazu gebracht hat. Zu Dany Boyles  Inszenierung, die gerade die Verletzbaren der Gesellschaft zelebrierte, wäre viel zu sagen, aber vorallem eine Frage brennt mir auf der Zunge:

Warum trat das deutsche Team in Babyfarben auf? Sie waren richtig niedlich,  nur Öhrchen aus Fleece hätten den Teletubby-Effekt noch überbieten können. Mädchen in grellrosa und Buben in blau.In einer Zeit, in der Deutschland, nicht zuletzt dank Schäubles Besserwissertums, unterstellt wird, Ambitionen auf Weltdominanz zu hegen, könnte die Wahl nicht gelungener sein, so als wolle man sagen „Sind wir nicht süß?“ Ich frage mich, ob dieser Effekt so gewollt war. Wenn ja, so kann ich nur sagen „Hut ab- Gute Idee!“

Kann man Geld essen?


Das könnte man sich manchmal fragen, wenn man monatelang nur noch von Bankenkollaps, Währungsaustritt und Schuldenschnitt hört oder liest. Dann mag sich mancher fragen,wozu die Europäische Union oder gar der Welthandel gut ist – legitime Frage bei allen Verwerfungen.

Dann wiederum, wenn man sich Meldungen über Trockenheit in den USA und Teilen Südeuropas und die Folgen für die Weltnahrungsproduktion vor Augen führt, kommt man ins Grübeln. Während Erträge in den USA, Italien, Georgien und Indien fallen, können Deutschland und Frankreich auf gute Erträge hoffen.
Hier ein detaillierter Artikel von Bloomberg mit Video:

Rinder und Schweine müssen in den USA vermutlich wegen steigender Futterpreise (Mais) geschlachtet werden, was kurzfristig zu sinkenden Preisen für Fleisch führt (Jubel!?). In normalen Zeiten – keine Depression, kein drohender Währungskollaps, nur lokale Trockenheit, ist Welthandel dazu da, lokale Ausfälle auszugleichen. Dieses System hat uns in der reichen EU über lange Zeit Überfluss beschert. Mit ein paar Spenden an die „Dritte Welt“ hat man sich augenscheinliche Stabilität und ein gutes Gewissen erkauft.
(Meine Wurstfinger wollten erst  ein L in „erkauft“, zwischen K und A, eingeschmuggeln, Freudscher Vertipper sozusagen).

Auch Teile Europas sind von Trockenheit betroffen. Was ist, wenn diese Trockenheit dank Klimaerwärmug zur Normalität wird? Was ist, wenn Ernteausfälle und Staatsbankrott zusammentreffen? Was ist, wenn z.B. Südeuropa nicht mehr genug produziert, um sich selbst zu ernähren, und Nordeuropa seine Ersparnisse an Banken verschwendet hat?
Was geschieht in der EU? Wie solidarisch werden sich die Bürger untereinander zeigen, wenn es um existentiellere Fragen als den Lebensstandard geht? Ich selbst, der ich halbrohes Steak gerne genieße, muss mir ernsthaft die Frage stellen, die ich in den Achzigern und Neunzigern übergangen habe:

Ab wann bin ich bereit, auf Steak zu verzichten, damit meine Nachbarn Brot haben?

Neues zu Punk Economics


Bei Ausbruch der Euro-Schuldenkrise fragte mich ein amerikanischer Freund, woher das Gezeter um Griechenland komme. „Wir haben Mississipi und Alabama, ihr habt Griechenland, wo ist das Problem?“Das Problem ist, Griechenland ist nicht Alabama. In Europa können Grenzen so schnell wieder geschlossen werden, wie sie geöffnet wurden. In Europa ist es noch nicht selbstverständlich,dorthin umzuziehen, wo Jobs sind, ist es nicht selbstverständlich, Neuankömmlinge mit komischem Akzent willkommen zu heißen, solange sie arbeitswillig und gesetzestreu sind.

Man könnte es auch „Tanz auf der Titanic“ nennen, bevor die Blase in China platzt und die USA genug mit sich selbst zu tun hat: Dann wird endgültig frisches Geld zum Kauf von Staatsanleihen fehlen, es sei denn, Investoren vom Planeten Mars kommen endlich zu unserer Rettung.
Dann, so nach Ökonom David McWilliams, wird sich Deutschland entscheiden, Italien und Spanien zugunsten von Nachbarn Frankreich fallen zu lassen, und jeder in Europa ist auf sich gestellt, oder wie es im Französischen heißt „Chacun pour soi et Dieu pour tous.“

Hier die 5. Lektion aus „Punk Economics“, von David McWilliams:

Während ich schlief


Ich befinde mich zur Zeit in der Hölle – der Wohnungsrenovierungshölle. Bis ich mir den Gipsstaub aus Augen und Ohren gewischt habe,ist vielleicht die D-Mark längst eingeführt, und die Welt wie ich sie kannte, ist eine andere geworden. Merkel und Hollande werden ihr zehntes Tcha-Tcha-Tcha aufs Parkett gelegt haben, und das bloße Gerücht einer synchronen  Intervention der Zentralbanken wird die Märkte mal wieder für eine Millisekunde in Euphorie taumeln lassen, Journalisten werden sich weiterhin bemühen, Sinn zu interpretieren.

Die wundersame Nachrichtentzugskur der letzten Tage hat meine Fähigkeit, zu staunen, erfrischt. So kann ich über die folgende Nachricht aus der FAZ nur staunen:
„Anleger verklagen Griechenland auf Entschädigung“

Es ist so, als würde man einen toten Esel dafür züchtigen, dass er seine Frondienste nicht mehr verrichten kann. Vermutlich sind darunter auch Anleger, die sich mit dem Versprechen auf risikolose Monstergewinne Zertifikate haben aufschwatzen lassen, deren Mechanismen sie nicht begriffen haben, oder noch schlimmer, die noch nie etwas von Emittentenrisiko gehört haben (wollen). Wann wird endlich der Narrenaufschlag offiziell eingeführt?

Eines scheint mir sicher: Unter der „Krise“ (Depression) wird in naher Zukunft fast jeder, auch in Deutschland finanziell zu leiden haben. Die besten Chancen, wieder herauszukommen, haben die Gesellschaften, die noch einen gewissen Zusammenhalt haben, gerade wenn Währungen und Sozialleistungen zusammenbrechen. Unter diesem Aspekt frage ich mich, wo man besser für Chaos gerüstet ist: In Deutschland oder in Spanien? In Bayern oder in Hamburg?

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