wildezeiten

Über die neue Umverteilung

Archiv für den Monat “Mai, 2012”

Der Weg des Geldes: Steuergelder – Griechenland – Troika


„Es wird keinen Zahlungsausfall gegenüber der Troika geben..„..weil sich die Troika selbst bezahlt,“meint Thomas Mayer, Berater bei der Deutschen Bank in Frankfurt.

Nach einem ausgeklügelten System, das seit dem 6. Mai implementiert wurde, werden die „Hilfszahlungen“ für Griechenland an ein Treuhandkonto überwiesen, wo  sie dann drei Tage lang unangetastet bleiben, um dann größtenteils als „Zinszahlungen“ zurück zur die Troika zu gelangen. Hier der Originalartikel der New York Times.

Facebook Blamage


Nachdem total verpatzten Börsengang von Facebookhier eine Übersicht vom Spiegel – scheint es um so erstaunlicher, dass der Preis sich heute, nachdem die Klagewelle gegen alle Beteiligten angerollt ist, noch um USD 32 stabilisiert.

Beachtlich ist, wieviel Häme und aufgestauter Ärger gegen den selbsternannten Netzwerk-Riesen aufkommen. Manche munkeln, Facebook habe mehr User Accounts als es Internetanschlüsse weltweit gibt, aber das halte ich für übertrieben und gemein.Es scheint, als hätte sich das Unternehmen mit seinen Skandalen um Datenschutz und Cybermobbing nicht nur Freunde gemacht.
How Facebook Fucked Up Its Own IPO“ ätzt Barry Ritholtz in seinem Blog „The Big Picture“.

Weiter heißt es in dem Artikel:

„Flattered and cajoled by the bankers and wankers at Morgan Stanley and Nasdaq respectively, the man-child allowed the Facebook secondary to be bungled by these once-great-now-shite financial firms.“

Was halten Sie von der Akt(i)e Facebook?

JP Morgan, bleib bei deinen Leisten


oder so ähnlich äußerte sich Nassim Taleb in einem BBC Interview über die gigantische Fehlspekulation von JP Morgan. JP Morgan solle sich auf das Geschäft konzentrieren, dass es auch wirklich versteht: Das Vergeben von Krediten an Farmern und dergleichen. Hedgefund spielen ist zu komplex.Fehleinschätzungen der Risiken führen zu Fehlspekulationen, die Milliarden kosten. Fehlspekuation, die letztendlich der dumme Otto Normalverbraucher zu tragen hat. Nassim Taleb ist Autor des Buches „The Black Swan“, dessen Hauptthese sich in einem Satz zusammenfassen lässt:

Die Methoden, die Investmentbanken zur Risiko-„Kontrolle“ benutzen, unterschätzen die Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse (daher der Titel des Buches), weil sie zu unrecht die Gaußsche Normalverteilung jeder Rechnung zugrundelegen. (Anmerkung: Ganz eingfach weil sich damit leichter rechnen lässt). Wenn schon Wahrscheinlichkeitstheorie, dann bitte mit Verteilungen, die Extremwerten ein höheres Gewicht beimessen!

Zyniker wie Don Furioso könnten dem entgegensetzen, dass dank des schafgleichen Steuerzahlers die Wahrscheinlichkeit von Extremwerten, zumindest aus Sicht der Zockerbanken, dennoch korrekt eingeschätzt  werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine „systemrelevante“ Bank für ihre Fehleinschätzung auch geradestehen muss, also nicht von uns gerettet wird, ist etwa so hoch wie die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Sturms auf die Bastille, was zuletzt 1789 geschah.

Der darwinistische Druck der Märkte wird für die großen Spieler einfach ausgehebelt. Für JP Morgan gibt es also keine „Fat Tails“, also Riskikoverteilungen, die Extremwerten-  Verlust von Milliarden in einer einzigen Spekulation qualifiziert durchaus als  Extremwert – größeres Verteilungsgewicht verleihen.

Als Taleb während des Interviews erklärt, dass Banker de facto als Beamte behandelt werden sollten, nachdem sie Geld vom Staat erhalten haben, wird er kurzerhand als „Idealist“beschimpft. Er wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, was das Gespräch beendet. Sehen Sie selbst:

Facebook IPO – Schadenfreude erlaubt


Facebook ist auf dem Papier mehr wert als McDonald’s und produziert – rein gar nichts. Es lebt von dem Versprechen, durch mehr Werbung  höhere Umsätze zu erzielen. Kurz vor dem IPO hat General Motors seinen Werbeetat von 10 Millionen USD von FB zurückgezogen. Das sollte jedem zu denken geben, der immernoch in Erwägung zieht, Facebook Akien zu kaufen.
Hier ein kurzes Animé über Facebook, auf chinesisch mit englischen Untertiteln.

Selbst wer weder börsianisch, chinesisch noch englisch versteht, kann diesem Kurzfilm folgen. Doch Vorsicht: Der Film enthält einige brutale Szenen (Investoren werden von einem Bullen aufgespießt, nichts für sensible Gemüter)

Punk Economics III


In Teil 3 seiner Reihe „Punk Economics“ diskutiert irischer Ökonom David McWilliams die möglichen Konsequenzen der von den Zentralbanken koordinierten Geldschwemme. Nach seiner Schätzung kostet die Rettung der Banken mehr, als es kostete, den 2. Weltkrieg zu führen, den 1. Golfkrieg, einen Mann auf den Mond zu setzen, nach dem Tsunami in Japan aufzuräumen und das Gesamtbudget der afrikanischen Entwicklungshilfe der letzten 30 Jahre zusammen. Bisher. Tendenz steigend. Das ist  viel Geld, das den Banken zur Verfügung gestellt wurde.

Bargeld auf der Suche nach einem neuen Heim. Die Theorie, so wie sie uns verkauft wird, besagt, dass dieses Geld letzten Endes uns Normalbürger erreichen wird. Das wird es auch. Die Frage ist, in welcher Form. Wird es uns in Form von Inflation heimsuchen?  Inflation, die die Zentralbanken in einem hektischen Versuch,das Zinslenkrad umzuschwenken, mit extrem hohen Zinsen bekämpfen werden?

Interessante These, hier bei Youtube unterhaltsam veranschaulicht:

Warren Buffets Nachfolger über Investition in Gold: Das ist für Unzivilisierte..


Langjähriger Investment Guru und Fondsmanager von Birkshire Hathaway, Warren Buffet braucht einen Nachfolger. Den hat er in seinem Vize, Charlie Munger gefunden. Charlie Munger wird bald die Verantwortung für den berühmntesten Fond übernehmen, und das im zarten Alter von 88 Jahren. In einem Interview von CNBC wurde er gebeten, über eine Investmentthese eines Kollegen-Rivalen, David Einhorn, Manager von Greenlight Capital, Stellung zu nehmen.
Einhorn hatte in einer Kolumne der Huffington Post in verständlichen Worten dargelegt, weshalb er zur Zeit eine Investition in Gold für vernünfig hält. Hier seine These, dargelegt mithilfe von Marge und Homer Simpson.

Charlie Munger, nicht gerade für Humanität und Empathie bekannt, dafür aber für so manche Blüten, so z.B.

„Thank God the US opted for bailouts and not handouts…People in economic distress should suck it up and cope.“
Übersetzt etwa:

„Gott sei dank hat die USA Banken gestützt, und nicht Leute. Leute in wirtschaftlicher Not sollten es einfach runterschlucken und damit zurecht kommen.“

Die Spanische Regierung tut gerades das, Banken retten auf Kosten der armen Sucker, pardon Schlucker,wie hier in einem Artikel von Uhupardo berichtet.Er mag also keine armen Leute, die sind selber schuld, ganz weiß-puritanisch, wenn wir schon bei Klischees sind.

Ebensowenig mag er offenbar Juden, wie er in kürzlich in einem Interview bei CNBC zu erkennen gab, hier, ab der 8. Minute:

„Ich glaube Gold ist eine tolle Sache für eine jüdische Familie im Wien von 1931, um sich in die Kleider einzunähen. Ich denke, zivilisierte Leute kaufen kein Gold – sie investieren in produktive Unternehmen.“

Alles unzivilisierte Leute (auch Plebs genannt), diese Goldkäufer, die nicht mehr an die Zentralbanken glauben. Dazu gehören auch viele Deutsche, die aus Furcht vor weimarer Inflation im Wert von Millionen Gold unter ihre Matrazen und Tresore gesteckt haben.

Übrigens, Charlie, waren es nicht Goldbarren, die sich jüdische Flüchtlinge in die Unterwäsche nähten, sondern Diamanten. Diamanten haben mehr Wert pro Gramm, sehr wichtig, wenn man alles zurücklassen muss und um sein Leben rennt. Ob Charlie ein Tagebuch in Frakturschrift führt? In welcher Schrift auch immer, von Not wird wohl nicht viel in diesem Tagebuch stehen, sonst wäre er wohl nicht so alt geworden, ohne einen Funken Mitgefühl entwickelt zu haben.

TINA – Alternativlos in Deutschland und Europa


Das Akronym TINA steht für englisch „There Is No Alternative“, auf Rezessionsdeutsch: Kaputtsparen ist alternativlos.Dass „Gürtel enger schnallen“ der einzig vernünfige Weg ist, ist unser Mantra, das uns seit Jahrzehnten tröpfchenweise eingeträufelt wird. Es wird nicht gerne von „Reichen“ gesprochen, sondern lieber verschämt von „Arbeitsplatzbeschaffern“ -Arbeitsplätze wie z.B. Gärtner, Chauffeur oder Straßenkehrer.

Ich selbst wieß, wie schwer es ist, nach Jahrelanger Gehirnwäsche, TINA anzuzweifeln, trotz Empirie. Wer nach einer fundierten, gemäßigten Kritik an TINA sucht, empfehle ich William K. Black, zu lesen. William K. Black ist amerikanischer Anwalt, Universitätsprofessor und Buchautor („The Best Way to Rob a Bank Is to Own One: How Corporate Executives and Politicians Looted the S&L Industry“).Im April 2010 sagte er vor dem amerikanischen Kongress über die Lehman Pleite und die Rolle der sogenannen Lügnerdarlehen („liar loans“) aus.

In seinem Blog heißt es:

„Overall, European nations showed significant budgetary restraints in the decade leading up to the Great Recession.  
Most of the periphery did so – Greece is a special case.  The Cato Institute, for example, praised Iceland and Ireland as models of restraint.  Spain also received praise.  The claim that the periphery was “profligate” through large budgetary deficits in the run up to the crisis reverses the facts.

Austerity during a serious recession is economically insane.  It is a pro-cyclical policy that makes the recession more severe….
Weiter ..

Einen weiteren Blogautor, den ich jedem ans Herz legen möchte, ist „Jesse’s Cafe Americain“.In seinem Artikel über das gleiche Thema Alternativlosigkeit des Kaputtsparens heißt es:

„I will not mince words with this. I see a world on the brink of war, for all the same old reasons.
It will take many forms political and financial, at first civil and then regional. If this does not resolve the situation then the conflict will expand and continue by other means.“

Weiter..

Ich weiß gar nichts über den Autor dieses Blogs, welcher Nationalität, ob Mann oder Frau etc., aber er-sie schafft es, auf einer Seite Intellektuelle Schärfe mit Schönheit zu kombinieren. Deshalb ein kleiner Vorbehalt für diejenigen, die gerade mit leerem Magen surfen: Neben Artikeln und Charts (meist über Gold und Silber) wimmelt es nur so an Bildern von leckeren Mahlzeiten. Gerade beim Anblick seiner „Côte de Boeuf avec des petits pois et oignons au beurre“ treibt es mir das Wasser im Munde zusammen, bei aller Ernsthaftigkeit des Themas.

Der Autor hat mich besonders berührt mit einem Artikel über Sophie Scholl, weil es ein universelles Thema ist, das sich nicht mehr auf Deutschland beschränkt.

Hollande Präsident in Frankreich-Le bêbête show


Zum zweiten Mal ist François Präsident geworden, diesmal Hollande. Ich bin gespannt, ob er ein Gegengewicht zur deutschen Sparwut zugunsten der Banken stellt, oder ob es neuer Wein in alten Schläuchen wird. Es ist eine Tradition, die Deutschland und Frankreich gemeinsam ist, dass Sozialisten-Sozialdemokraten eine Politik wählen, die eigentlich konservativer Natur ist. Märkte, die nicht wirklich frei sind, diktieren unsere Politik, nichts anderes.
Ich erinnere mich an die Zeit Mitterands, als Chirac, damals Bürgermeister von Paris, noch Oppositionsführer war.

Hier eine exzellente Satire aus jener Zeit mit Mitterand als Kermit von den Muppets:

„Le bêbête show“

Politische Debatten in Europa/ Political Debate European Style


Jedes Land hat seine eigene politische Kultur. Seit ich politisch denken kann, habe ich die deutsche und französische Debatte verfolgt, gelegentlich auch die amerikanische auf AFN. Bei weitem hat mir die französische am meisten Vergnügen bereitet. Hier mein Lieblingsausschnitt, zwischen dem Primierminister Fabius (PS) und Oppositionsführer Chirac (Gaullist) im Jahr 1986, präsentiert von „AEQUIVOX.FR“:

Ich möchte die Leser dazu ermuntern, eigene „Perlen“ aus dem bunten Europa zu posten!

PS: Die Webseite AEQUIVOX.FR in französcher Sprache zur Analyse politischer Diskurse kann ich nur empfehlen!

Beitragsnavigation

%d Bloggern gefällt das: