Kriegstrommeln
Wie viele beobachte ich das Säbelrasseln zwischen dem Westen und dem Iran mit Sorge. Mir graut vor der Idee eines erneuten Präventivschlags gegen ein Land, eines Militärschlags mit vermeintlich chirurgischer Präzision, die verpricht, Zivilisten zu verschonen. Das ist alles schon mal dagewesen und hat sich als Fehler erwiesen, unter dem wir alle noch leiden werden. Ich bin also kein Freund der Idee des Erstschlags. Dennoch verabscheue ich das „Gedicht“ von Günter Grass, und ich halte ihn für einen Antisemiten, der Juden noch mal schnell eins auswischen will, bevor seine Tinte austrocknet. Was ist es, das mich so wurmt?
Hier eine kondensierte Form des Gedichts, für diejenigen, die mit Poesie nichts am Hut haben:
Die Israelis sind dabei, Verbrechen zu begehen, und Deutschen sind ihre Helfershelfer.Ich hab mich bislang nicht getraut, etwas zu sagen, weil ich dann des Antisemitismus’bezichtigt werde. Das halte ich für ungerecht, und das muss jetzt mal gesagt werden. Damit ich mich richtig traue, und dabei bei meinen Landsleuten noch gut aussehe, behaupte ich mal, dass Israel ja genauso verbrecherisch ist wie Nazideutschland. Ich stinke, aber die stinken auch. Und weil ich ja nur helfen will, schlage ich mal internationale Kontrollen beider Länder vor. Das wird Israelis wie Palestinensern, und überhaupt allen Menschen dieser Welt helfen.
Was er nicht sagt:
Ob das mit der Kontrolle praktisch durchführbar ist, das ist mir egal, vermutlich bin ich eh schon tot, wenn es richtig losgeht. Bin ja schließlich nur ein Dichter.
Es ist möglich, dass Ahmadinedschad es nicht so ernst meint mit der Auslöschung Israels, aber ich bin mir nicht so sicher, und Gott sei dank muss ich ja nicht in Israel leben.
Was ich hier als Tabubruch inszeniere, ist im Grunde ein Heimspiel für mich. Alles verläuft nach Plan. Erst werde ich von den Medien gescholten. Dann aber kommt ein Aufschrei eines Teils der Bevölkerung, weil ich meine Finger in eine offene Wunde gelegt habe. Um die Heilung der Wunde geht es mir genausowenig wie um den Weltfrieden. Es geht mir nur darum, noch mal große Aufmerksamkeit zu erhalten, und um Revanche für die Kränkungen nach Veröffentlichung meiner Autobiographie. Hatte ich doch gehofft, Beifall für meine verspätete Offenbarung als Jungnazi zu erhalten. Stattdessen wurde ich als Heuchler verschrien. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.
Über einen, der ein ganz großer Deutscher hätte werden können,
jedoch wegen Kleinkariertheit und Eitelkeit kläglich gescheitert ist. Gerade weil er als junger Mensch noch eine Uniform der Waffen SS trug, hätte er es wie kein anderer in Worte fassen können, wie ein Land, das sich versündigt hat, die Wandlung schafft zu einem modernen Deutschland, das für Recht, Freiheit und Frieden steht. Dazu hätte es natürlich der Ehrlichkeit und Bescheidenheit bedarft. Auch heute hätte er uns einen Weg zeigen können, wie man konstruktiv Kritik an einer Regierung Israels übt, die eben nicht antisemitisch ist. Hier eine Charakterisierung des Antisemitismus von Blogger André Freud, die ich sehr hilfreich finde.
Netanyahu ist ein Politiker, ein Falke. Es gibt Falken in den USA, in Europa und im Nahen Osten. Alle haben sie ein Interesse am Krieg. Wem ist es noch klar, dass islamische „Freiheitskämpfer“ im Grunde eine Kreation der Nazis waren, um Russland zu schwächen?Im Falle eines Krieges gewinnen nur dir Falken. Das ist es, was gesagt werden muss.
Die große nationale Wunde
die noch einige Generationen brennen wird, ist der Nationalsozialismus. Deutschland ist nie vollständig entnazifiziert worden, wie ich in einem anderen Artikel bereits versucht habe, darzulegen. Ohne emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema begegnet man typischerweise nur zwei Grundhaltungen:
Entweder man distanziert sich von allem, wähnt sich als Weltbürger ohne geistige Wurzeln, oder man übt sich in partieller Amnäsie. Es ist schwer, stolz auf Goethe, Daimler Benz und die Nationalmannschaft zu sein, ohne sich gleichzeitig für Hitler und Opa in Wehrmachtsuniform zu schämen. Und es ist schwer, sich mehr als nur in abstrakter Weise mit dem Holocaust auseinanderzusetzen, wenn man den Opfern nicht täglich begegnen muss. Wenn man erst nach New York reisen muss, um wirklich zu begreifen, welchen Verlust unser Land sich selbst zugefügt hat. Wie ein Zwillingsbruder, den man erschlagen hat. Gerade weil die meisten das Erbe unserer jüngeren Geschichte nie verdaut haben, hat es Grass hierzulande so leicht, als Opfer einer Kampagne zu posieren. Er spricht vielen aus der Seele. Darin lag Kalkül, und ich finde es eine Gemeinheit.
Kleiner Denkanstoß für diejenigen, die noch an einer kontruktiven Kritik Israels basteln
Als ich zuerst darüber in einem Buch von Michael Moore las, war ich sehr erbost und beleidigt. Aber es hat mich zum Nachdenken gebracht. Also hier wäre vielleicht der Keim zu einer Lösung des Nahostkonflikts:
Die Fläche Israels beträgt 20.770 Quadratkilometer. Das sind weniger als 30% Bayerns. Wie wäre es, wenn wir 30% Bayerns an Israel abtreten (ohne Zwang zum Eurobeitritt)?
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