wildezeiten

Über die neue Umverteilung

Archiv für den Monat “Januar, 2012”

Zu vermieten: Die Akropolis


Stellen Sie sich vor, Goldman Sachs lädt demnächst zu Champagner und Häppchen auf der Akropolis ein – zur Ehrung ihrer Vorstandsvorsitzenden.
Lächerlich? Offenbar nicht! Nach einer Meldung von AFP hat das griechisches Kulturministerium antike Stätten zur Vermietung freigegeben.
Ganze 1600 Euro soll ein Tag auf der Akropolis kosten. Das soll Geld bringen, Geld das dann an Banken wie Golman Sachs ausgezahlt werden kann. Und so schließt sich der Kreis!

Quelle: Adam Carr

Hat uns Standard & Poor’s einen Dienst erwiesen?


Historische Vergleiche
Die finanzielle und politische Situation in Europa und den USA wird gern mit dem Börsencrash von 1929 und seinen Folge verglichen. In der Tat haben wir alle Zutaten – Massenarbeitslosigkeit (USA, Griechenland..), Demokratieabbau, Nationalismus um nur einige Horrornachrichten zu nennen. Und es sind Horrornachrichten, auf die ich in weiteren Artikeln gezielter eingehen will. Was unsere Situation von der 1929 unterscheidet, ist zweierlei:

Nirgendwo zu verstecken
Dank des „Financial Engineerings“ wurden Finanzinstrumente geschaffen, die alle Volkswirtschaften, Banken und Versicherungen eng miteinander verwoben haben. Jedes Land ist betroffen.

Gezielte Manipulation
Die Zentralbanken und Regierungen versuchen gemeinsam, den endgültgen Zusammenbruch des Kartenhauses zu verzögern. Wie? Durch graduelle Enteignung mittels Inflation, künstlich niedrige Zinsen, fehlende Investitionen in die Zukunft (Bildung, Forschung, Infrastruktur), Abbau von Sozialleistungen und Steuererhöhungen (Reiche werden allerdings verschont).

Wo verschwindet das Geld?
Milliarden werden nach Griechenland umgeleitet, doch der giechischen Normalbürger findet nicht mal mehr Aspirin. Für wen also ist das Geld? Um es simpel und krass zu formulieren: Das Geld ist zu 81% für die Gläubiger und die EZB. Lassen Sie es sich auf der Zunge zergehen: Den Steuerzahlern wird Geld abgetrotzt, um Banken und Hedgefonds zu stützen. Derweil sind Familien gezwungen, ihre Kinder
aufzugeben, weil sie keine 2 Euro für Brot haben.  Es fehlt an Medikamenten – nicht mal Aspirin ist aufzutreiben.

Vielleicht eine gute Nachricht
Es ist schockierend, dass die Ratingagenturen, die für die weltweite Schuldenkrise mitverantwortlich sind, offenbar ihr berufliches Gewissen entdecken und Frankreich, Spanien, Irland und den EFSF herabstufen. So ärgerlich es auch sein mag – ironischerweise könnten  gerade das dabei helfen, den Irrsinn zu beenden. Ihre seriellen Herabstufungen besagen nichts anderes als das offensichtliche: Dass der Kaiser keine Kleider hat. Der EFSF muss gestoppt werden, weil er nichts anderes bewirkt als Verarmung. Knappes Kapital wird an Banken vergeudet, das dann anderswo in der realen Wirtschaft ( Sie erinnern sich vielleicht: dort wo reale Dinge produziert werden) fehlt.

Die Finanzwelt stellt sich auf soziale Unruhen als Folge von Sparmaßnahmen ein


Was für eine Erkenntnis! Analysten im Auftrag von JP Morgan haben mit aufwendiger Datenanalyse statistisch nachgewiesen, was gesunder Menschenverstand bereits erfasst: Dass Kürzungen von Sozialleistungen (Anmerkung: insbesonder in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit) zu sozialem Chaos führt. Mehr dazu hier in diesem Artikel von Zero Hedge..

Bemerkenswert in diesem Artikel ist, dass Proteste gegen die „notwendigen“ Sparmaßnahmen durch Stimmzettel angeblich nicht zu befürchten sind. Regierungen, die ihr eigenes Volk kaputtsparen, werden also nicht abgewählt. Sparkönige können also getrost weitermachen.
Weit mehr Sorge bereitet den Analysten die Aussicht auf Streiks, Krawalle oder steigende Kriminalität. Weiter in dem Artikel heißt es, dass die Verbreitung von Chaos noch mehr Staatsverschuldung zur Folge hat, Staatsverschuldung die angeblich allein schuld an dieser Misere ist.

Bretzellogik. Staaten wurden gezwungen, sich zu verschulden, um Banken, die Kasino gespielt haben, zu stützen. Nun wird den Bürgern Solidarität mit den Banken aufgezwungen, damit das System ungehemmt weiterlaufen kann, bis nichts mehr zu holen ist. Damit sie sich auch weiter brav ausnehmen lassen wie Weihnachtsgänse, muss wohl der Repressionsapparat aufgestock werden.
Mein Vorschlag: Fassen wir doch alle Sparmaßnahmen, Enteignungen durch Inflation und Steuererhöhungen unter den Begriff „Solidaritätszuschlag zugunsten der Banken“  zusammen.Faszinierend, würde Mr. Spock sagen.

Europäische Solidarität hat ihre Grenzen
Wie der Artikel richtig kommentiert, wird der drastische Einschnitt des Lebensstandards durch gegenseitige Anfeindungen kompensiert. Hier eine illustrierte Auswahl der Beschimpfungen, zusammengestellt von Bloomberg. Alles Zirkus fürs Volk – im Westen nichts neues.

Buchtipp


Wenn die Realität Sci-Fi einholt

Wenn ein Autor in einem Roman über die Occupy-Proteste in New York schreibt, dann ist es zunächst nicht ungewöhnlich. Wenn es sich jedoch um einen Science-Fiction Roman handelt, der Ende 2010 publiziert wurde, dann wird es spannend. Der Roman „Super Sad True Love Story“ von Gary Shteyngart kommt zunächst ganz witzig und harmlos daher. Er plaudert im Stil von Tagebüchern, SMS und Facebook-Posts über die Liebesbeziehung zwischen einem 39-jährigen Intellektuellen (im NY der Zukunft gilt bereits als intellektuell, wer Bücher in die Hand nimmt und liest) und einer zwanzigjährigen.
Global Teens
Shteyngart spielt glaubhaft mit erfundenen Markennamen wie „AssLuxury“ für Mode oder „Global Teens“ für Facebook. Global Teens sind allerdings nicht die zwanzigjährigen Figuren, die man wegen ihrer unbedarften Sprache leicht unterschätzt, sondern die älteren, die sich mit aller Gewalt weigern, erwachsen zuwerden. Wider Erwarten sind es nicht die belesenen, die Hirn und Herz zeigen.  Das Ende ist recht bitter, und man drückt die Daumen, dass es nie eintritt.

Ein Buch, das ich nur empfehlen kann: Gary Shteyngart Super Sad True Love Story

Und hier ein sehr unterhaltsames Interview mit dem Autor. Mein Lieblingszitat: „Kauft keine US-Treasuries, kauft möglichst viele meiner Bücher und lagert sie in einer modrigen Lagerhalle.“

Medien versagen


Das Jahr 2012 hat mit einem Knall begonnen, und

…niemand auf dieser Seite des Atlantiks hat es gemerkt. Der amerikanische Präsident hat zum Auftakt dieses Jahres Ermächtigungsgesetze unterschrieben, und niemand berichtet darüber. Kommentarlos möchte ich auf folgende Links verweisen, auf englisch und auf deutsch.
Niedlicher Wulff
Wir können nicht beeinflussen, was in anderen Ländern geschieht, wohl aber können wir verhindern, dass uns ähnliches widerfährt. Unsere Großeltern haben es zugelassen – wir sollten es besser wissen. Leider leisten die Medien nicht das, was sie leisten sollten.
Diese Neuauflage der Ermächtigungsgesetze sollte neben den Berichten über Wulff auf der ersten Seite jeder nenneswerten Zeitung stehen. Leider Fehlanzeige! Gerne würde ich auch lesen, dass Wulffs Verhalten gar nicht so ungewöhnlich ist. Er ist nur dumm aufgefallen. Das ist das eigentliche Problem.

Was nun?

Rundfunk und Zeitungen verfolgen offensichtlich andere Interessen, oder besser gesagt die Interessen Anderer. Auch hier – Murdoch ist nur dumm aufgefallen. Es ist müßig, darüber zu jammern.
Ich frage mich, wie man seine eigene Presse – und Blogschau zusammenstellen kann, ohne ein Heer an Rechsberatern anheuern zu müssen. Eine Nachrichtenschau, die sich respektiert, sollte Fakten und Meinungen fern der ideologischen, kulturellen und nationalen Grenzen zusammentragen. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Lebensbedingungen in Europa in diesem Jahr verändern werden, machen die Frage nach der Verteilung echter Information zur Überlebensfrage, zumindest für unsere Demokratie.

An die Leser

Der Autor ist selbst ratlos und würde Anregungen und Kommentare zum Thema alternative Medien – oder genauer gesagt Nachrichtenamalgamierung im Netz – sehr begrüßen.
Wie bastele ich eine Seite wie Drudgereport.com zusammen, möglichst mit mehrsprachigen Quellen, ohne Copyrights zu verletzen?

Danke und Alles Gute

Don Furioso

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